Kriege, Flüchtlingskrise, Wasserknappheit: Hilfe wird zurzeit auf der ganzen Welt benötigt. Doch wer geht dafür schon zu den Krisenorten? Zum Beispiel die Zürcherin Raquel Herzog vom Schweizer Hilfswerk «SAO Association».
Europa, diese Tage: Menschen auf der Flucht schlafen in Eiseskälte unter freiem Himmel oder in Zeltlagern, sind unterernährt, haben keine Rechte und nur selten medizinische Versorgung. Frauen sind dabei besonders gefährdet: Sie sind schlechter ausgebildet, körperlich verletzlich, teilweise schwanger und müssen in desolaten Zuständen ihre Monatshygiene verrichten. Die Zürcher Eventmanagerin Raquel Herzog (53) hat diese Probleme erkannt und im Februar 2016 das Hilfswerk «SAO Association, Frauen für Frauen auf der Flucht» mitgegründet.
«Die nachhaltige Hilfe kommt bei Frauen an. Sie schauen auch für ihre Kinder. Männer sind weniger verletzlich, können sich einfacher alleine durchschlagen und müssen in der Regel auch weniger sprachliche Hindernisse meistern», erklärt Raquel Herzog. Seit Dezember 2015 ist sie vor allem auf der griechischen Insel Lesbos im Einsatz. Dort betreibt SAO das Lagerhaus Attika, in dem Warenspenden aus der ganzen Welt sortiert und an Flüchtlinge sowie andere NGOs weitergegeben werden. Raquel Herzog: «Im Lager arbeiten viele junge Männer, die im Flüchtlingslager Moria wohnen. Diese Aufgabe gibt ihnen eine gewisse Tagesstruktur, denn die Lethargie ist lähmend.»
Hintergrund ist eine im März beschlossene Absichtserklärung der EU und der Türkei. Alle, die nach diesem Entscheid in Moria ankamen, wurden kriminalisiert, das Registrierungshauptcamp wurde zum Internierungslager. «Neuankömmlinge werden zunächst 25 Tage lang eingesperrt. Das Lager hat eine Maximalkapazität von 1200 Personen, momentan leben jedoch fast 5000 dort», berichtet Raquel Herzog. Das bedeute unter anderem, dass aktuell rund 800 Kinder unter zehn Jahren quasi in Haft leben.
Neben dem Lagerhaus Attika soll in Griechenland nun auch ein Zentrum für Mütterberatung entstehen. Mit dem Fonds «Back on track» möchte SAO weiblichen Geflüchteten im Ankunftsland das Fortsetzen des Studiums ermöglichen. Raquel Herzog: «Für uns haben die Menschenrechte die höchste Priorität. Unabhängig davon, ob jemand ein Kriegsflüchtling ist oder andere Beweggründe hat. Jeder hat das Recht auf Obdach, Essen und Schutz.»